In den Morgenstunden des 13. Februars 1999 starb in Guben der 28-jährige algerische Flüchtling Farid Guendoul in einem Hauseingang, nachdem er und seine beiden Freunde – Issaka K. aus Sierra Leone und Khaled B., ebenfalls aus Algerien – von einer Meute rechter Jugendlicher gejagt worden waren. Im Vergleich zu den meisten anderen rassistisch oder rechtsmotivierten Gewalttaten war der Tod von Farid Guendoul über Monate ein Thema in der medialen Öffentlichkeit – mit großer Empathie für das/die Opfer. Kein Verständnis indes fanden die Reaktionen der Stadt und der Region; die handelnden Akteur/innen (Angeklagte, Verteidiger, Staatsanwaltschaft und Richter) in dem 17-monatigen Verfahren vor dem Landgericht Cottbus und das erstinstanzliche Urteil; die andauernden Übergriffe auf Nichtrechte, Ausländer/innen und den kurz nach der Tat bereits gesetzten Gedenkstein im Stadtteil Obersprucke: Das Geschehen blieb bis Ende 2000 medial ungewöhnlich präsent. Derweil schienen es die Einwohner/innen und die politisch Verantwortlichen der Stadt und der nahen Umgebung darauf angelegt zu haben, die allgemeinen Vorurteile über die ostdeutsche Provinz zu bestätigen: eine grundsätzliche Abwehr dem Thema gegenüber, die Weigerung, sich mit den rechtsextremen und rassistischen Potenzialen in der eigenen Bevölkerung zu befassen, eine Verkehrung der Täter-Opfer-Verhältnisse in der Tatnacht, Schuldzuweisungen an die Opfer, die Presse, die Antifa und „Auswärtige“ allgemein, kurzum, eine „Wagenburgmentalität“ machte sich breit, in der alles, was von „außen“ kam, als Angriff auf das eigene Gemeinwesen wahrgenommen und abgewehrt wurde. Weiterlesen →