Den 15. Todestag von Farid Guendoul verstreichen zu lassen, ohne ein Statement abzugeben, hätte bedeutet, dass niemand in der Öffentlichkeit an ihn erinnert. Seine Familie in Algerien wird im kommenden Februar wahrscheinlich an ihn denken. Eine Handvoll Gubener_innen würde wie jedes Jahr am Gedenkstein ein paar Blumen niederlegen. Seine damalige Freundin, die seine Tochter geboren hat, wird ihn nicht vergessen haben. Die Lokalausgabe der Lausitzer Rundschau würde zwei oder drei Zeilen, vielleicht ein Bild abdrucken. Darüber hinaus gäbe es Schweigen. Weiterlesen
Kategorie-Archiv: Gedenken
Warum jetzt?
Die traurige Bilanz der vergangenen 23 Jahre: 27 Todesopfer in Folge rechter Gewalt allein in Brandenburg. Farid Guendoul war einer von ihnen. Sein Todestag jährt sich am 13. Februar 2014 zum fünfzehnten Mal. Viel Zeit ist also seit der sogenannten Hetzjagd von Guben vergangen. Viel Zeit, die zu Veränderungen hätte führen können. Im Kontext des Umgangs mit Opfern rechter Gewalt gilt: viel Zeit, in der sich hätte mehr verändern müssen. Aber damals wie heute lautet der Wunsch der Gubener Bevölkerung, „Gras über die Sache wachsen zu lassen“. Und damals wie heute ist dieser Wunsch moralisch hochgradig verwerflich. Weiterlesen
Warum jetzt?
Am 13. Februar 2014 werden 15 Jahre seit dem gewaltsamen Tod Farid Guendouls vergangen sein. 15 Jahre, in denen man hätte vergessen können, was in jener Nacht geschah. Oder sogar 15 Jahre, in dessen Zuge man vergessen sollte, was in jener Nacht geschah. Dass diese Paraphrase so oder so ähnlich durchaus die Meinung eines gewissen Teils der Gubener Bevölkerung wiederspiegelt, verwundert leider nicht. Die Erfahrungen der Vergangenheit lassen eine solche Schlussfolgerung nahe liegen. Weiterlesen
Warum jetzt?
Braucht Erinnerung einen bestimmten Zeitpunkt? Es scheint so, bedenkt man die öffentlichen Rituale an Gedenktagen. Die Auswahl so eines Tages ist Teil des Erinnerungsprozesses. Zu jedem Jahrestag oder – mit mehr zeitlichem Abstand zum Geschehen – in längeren Zyklen von 5 oder 10 oder 25 Jahren steht die Entscheidung: wir erinnern. Zugleich ordnet sie das Vergessen – die Vergangenheit ist nicht an jedem Tag des Jahres präsent; sie bestimmt nicht das Alltagsleben. Ein Gedenktag macht deutlich, dass das, woran erinnert wird, zurück in der Zeit liegt und abgeschlossen ist. Weiterlesen
Video: Die Diskussion um die Erinnerung
Der TV- und Videojournalist Ben Arnold war für die Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg in Guben unterwegs und hat Menschen auf der Straße nach ihren Eindrücken und Vorstellungen von der Stadt gefragt. Ein Thema waren auch die Ereignisse vom Februar 1999, die Erinnerung an Farid Guendoul und die Wahrnehmung von Rechtsextremismus. Daraus ein entstand ein kurzer Videoclip, der die verschiedenen Positionen in Guben wiedergibt und den wir hier zeigen können. Der Film entstand im Projekt “Mosaik – Märkische Orte für soziale, arbeitsmarktpolitische und interkulturelle Kompetenz” der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg.
Warum gedenken?
Gedenken als nicht-privater Akt bedeutet in der Regel, dass an einem Jahrestag an einem für diesen Zweck bestimmten Ort eine Gruppe von Menschen zusammenkommt, die ein Ereignis, das mit Ort und Datum verbunden ist, als Anlass nimmt, die Erinnerung mit für sie wichtigen Aspekten zu verknüpfen. Gedenken bedeutet immer, das als erinnerungswürdig bestimmte Geschehen nicht um seiner selbst Willen zu erinnern, sondern in seiner Indienstnahme für aktuelle Zwecke. Weiterlesen
Warum erinnern?
Wir alle, jeder für sich und geteilt gemeinsam mit anderen, erinnern uns – an Menschen, Begebenheiten, Eindrücke, daran was wir erlebt haben oder was uns erzählt wurde. Wir wählen dabei aus. Wir erinnern uns an Vergangenheit nicht 1:1. Manches ist uns näher und wichtiger, manches soll es sein. Anderes liegt uns fern oder soll uns fern bleiben – wir vergessen es. Weiterlesen
Warum gedenken?
In Städten wie Guben, Hoyerswerda oder Mügeln sind diejenigen, die die Stadt als Opfer einer Medienkampagne sehen, nicht rar. Das was vorgefallen ist, gehöre der Vergangenheit an. Dies ist die Botschaft an diesen Orten. Spätestens einen Tag nach der Tat. Heute sei alles anders, fügt man dem hinzu. Das könne hier nicht mehr geschehen. Und überhaupt sei ja das, was geschehen ist, so falsch dargestellt worden. Denn eigentlich sei man „weltoffen und tolerant“. Und „die Medien“ hätten übertrieben und gelogen. Weiterlesen
Warum gedenken?
Das Gedenken umfasst das Pflegen bzw. Wachhalten einer Erinnerung – das Pendant ist das Vergessen. Die Gründe, welche Gedenken notwendig machen, sind gekennzeichnet von Gefühlen. Wobei unsere Gefühlswelt auch den Umfang sowie die Art und Weise des Gedenkens bestimmt. Bleibt noch die Frage offen, wessen wir gedenken. Der Verlust einer geliebten Person wird beispielsweise immer wieder Prozesse des Erinnerns in uns hervorrufen. Ebenfalls können einschneidende historische, gesellschaftliche und politische Ereignisse Gedenkprozesse auslösen. Ein solches einschneidendes Ereignis soll hier auch die Tat des 13. Februars 1999 darstellen. Weiterlesen
Warum gedenken?
Warum an einen rassistisch motivierten Übergriff erinnern, an dessen Ende ein Mensch sein Leben verlor? All diejenigen, die auch nur einen kleinen Funken Humanismus in sich tragen, werden nicht lange überlegen müssen, um Antworten zu finden. Motive, wieso das Erinnern und das Aufzeigen menschenverachtender Praxen notwendig sind, gibt es zu Genüge. Das ist zum einen die Tat an sich, deren Rohheit nur schwer mit Worten gerecht zu werden ist. Zum anderen sind die Reaktionen auf die Tat, die öffentliche Debatte über die Wertung und den Umgang mit eben dieser sowie die alltäglichen Verhältnisse Anlass. Weiterlesen