Was spricht dafür, an Farid Guendoul und an seinen Tod öffentlich zu erinnern? Die Autorinnen und Autoren von RE:GUBEN antworten aus ihrer jeweiligen Perspektive, zwischen Reflexion und Forderung, mit der Erfahrung des Gubener Alltags oder aus der Außensicht. Vorausgegangen war die Frage Warum Guben?
Warum gedenken?
Alexandra Klei, 24. Juli 2013
Gedenken als nicht-privater Akt bedeutet in der Regel, dass an einem Jahrestag an einem für diesen Zweck bestimmten Ort eine Gruppe von Menschen zusammenkommt, die ein Ereignis, das mit Ort und Datum verbunden ist, als Anlass nimmt, die Erinnerung mit für sie wichtigen Aspekten zu verknüpfen. Gedenken bedeutet immer, das als erinnerungswürdig bestimmte Geschehen nicht um seiner selbst Willen zu erinnern, sondern in seiner Indienstnahme für aktuelle Zwecke.
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Warum erinnern?
Daniel Krüger, 24. Juli 2013
Wir alle, jeder für sich und geteilt gemeinsam mit anderen, erinnern uns – an Menschen, Begebenheiten, Eindrücke, daran was wir erlebt haben oder was uns erzählt wurde. Wir wählen dabei aus. Wir erinnern uns an Vergangenheit nicht 1:1. Manches ist uns näher und wichtiger, manches soll es sein. Anderes liegt uns fern oder soll uns fern bleiben – wir vergessen es.
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Warum gedenken?
Michael Bergmann, 24. Juli 2013
In Städten wie Guben, Hoyerswerda oder Mügeln sind diejenigen, die die Stadt als Opfer einer Medienkampagne sehen, nicht rar. Das was vorgefallen ist, gehöre der Vergangenheit an. Dies ist die Botschaft an diesen Orten. Spätestens einen Tag nach der Tat. Heute sei alles anders, fügt man dem hinzu. Das könne hier nicht mehr geschehen. Und überhaupt sei ja das, was geschehen ist, so falsch dargestellt worden. Denn eigentlich sei man „weltoffen und tolerant“. Und „die Medien“ hätten übertrieben und gelogen.
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Warum gedenken?
Susan Hille, 24. Juli 2013
Das Gedenken umfasst das Pflegen bzw. Wachhalten einer Erinnerung – das Pendant ist das Vergessen. Die Gründe, welche Gedenken notwendig machen, sind gekennzeichnet von Gefühlen. Wobei unsere Gefühlswelt auch den Umfang sowie die Art und Weise des Gedenkens bestimmt. Bleibt noch die Frage offen, wessen wir gedenken. Der Verlust einer geliebten Person wird beispielsweise immer wieder Prozesse des Erinnerns in uns hervorrufen. Ebenfalls können einschneidende historische, gesellschaftliche und politische Ereignisse Gedenkprozesse auslösen. Ein solches einschneidendes Ereignis soll hier auch die Tat des 13. Februars 1999 darstellen.
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Warum gedenken?
Max Krumm, 24. Juli 2013
Warum an einen rassistisch motivierten Übergriff erinnern, an dessen Ende ein Mensch sein Leben verlor? All diejenigen, die auch nur einen kleinen Funken Humanismus in sich tragen, werden nicht lange überlegen müssen, um Antworten zu finden. Motive, wieso das Erinnern und das Aufzeigen menschenverachtender Praxen notwendig sind, gibt es zu Genüge. Das ist zum einen die Tat an sich, deren Rohheit nur schwer mit Worten gerecht zu werden ist. Zum anderen sind die Reaktionen auf die Tat, die öffentliche Debatte über die Wertung und den Umgang mit eben dieser sowie die alltäglichen Verhältnisse Anlass.
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Warum erinnern, warum gedenken?
Friedrich C. Burschel, 24. Juli 2013
Erinnerung ist ein Kampf. Es ist ein entscheidender Kampf um die Deutung eines Ereignisses. Wenn es um die rassistischen Gewaltverbrechen in Deutschland geht, sind Erinnern und Gedenken auch eine Rückforderung, ein Eintreten wenigstens für die Achtung der Würde und Unversehrtheit der Getöteten, wenn dieser Kampf denn zu Lebzeiten schon verloren gegeben werden musste. Sie sind der Versuch, dieses Leben und diesen Tod zurückzufordern, anzuerkennen und aus den Klauen der Missachtung zu befreien.
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