Warum an einen rassistisch motivierten Übergriff erinnern, an dessen Ende ein Mensch sein Leben verlor? All diejenigen, die auch nur einen kleinen Funken Humanismus in sich tragen, werden nicht lange überlegen müssen, um Antworten zu finden. Motive, wieso das Erinnern und das Aufzeigen menschenverachtender Praxen notwendig sind, gibt es zu Genüge. Das ist zum einen die Tat an sich, deren Rohheit nur schwer mit Worten gerecht zu werden ist. Zum anderen sind die Reaktionen auf die Tat, die öffentliche Debatte über die Wertung und den Umgang mit eben dieser sowie die alltäglichen Verhältnisse Anlass. Weiterlesen
Kategorie-Archiv: Present
Warum erinnern, warum gedenken?
Erinnerung ist ein Kampf. Es ist ein entscheidender Kampf um die Deutung eines Ereignisses. Wenn es um die rassistischen Gewaltverbrechen in Deutschland geht, sind Erinnern und Gedenken auch eine Rückforderung, ein Eintreten wenigstens für die Achtung der Würde und Unversehrtheit der Getöteten, wenn dieser Kampf denn zu Lebzeiten schon verloren gegeben werden musste. Sie sind der Versuch, dieses Leben und diesen Tod zurückzufordern, anzuerkennen und aus den Klauen der Missachtung zu befreien. Weiterlesen
„Die sind sich sicher, in dem was sie machen und wie sie die Ereignisse von 1991 bewerten“ – Interview mit pogrom 91 (Teil 2)
Nachdem es in Teil 1 des Interviews um den Umgang in Hoyerswerda mit dem Pogrom von 1991 und mit rechter Gewalt ging, sprechen wir im zweiten Teil über die konkreten Ansätze, öffentliche Erinnerung in der Stadt zu gestalten. Im Gespräch: Mathias und Marius von der Initiative pogrom 91. Weiterlesen
„Das einzige Opfer, das man in Hoyerswerda bis heute sieht, ist Hoyerswerda selbst…“ – Interview mit pogrom 91 (Teil 1)
Vom 17. bis 23. September 1991 griff ein Mob aus Neonazis mit der Unterstützung von Bürger/innen ein Heim für Asylbewerber/innen und die Unterkünfte sogenannter Vertragsarbeiter/innen an. Die Polizei war weder willens noch in der Lage, sich gegen die Angreifer durchzusetzen und die Belagerungen und Angriffe zu unterbinden. In der Nacht vom 22. zum 23. September begann die zwangsweise Räumung beider Häuser. Nahezu alle Vertragsarbeiter/innen aus Mosambique wurden nach Frankfurt am Main gebracht und abgeschoben, die Asylbewerber/innen in andere Heimen in die Umgebung von Dresden geschafft. 40 von ihnen konnten nach Berlin fliehen. Diesem rassistischen Pogrom folgten zahlreiche weiterer Übergriffe in ost- und in westdeutschen Städten. Ich sprach mit Mathias und Marius* von der Initiative pogrom 91 über den Umgang mit den Ereignissen und die Erinnerung an die Opfer in Hoyerswerda. (* Namen geändert) Weiterlesen
Das Übliche – April/Mai 2013
27. April 2013
Sonnabend, Obersprucke, am Monument. Der PR-affine Teil des Gubener NPD-Ortsbereichs stellt einmal mehr seinen Tapeziertisch auf und präsentiert sich mit einem Infostand. Das Wetter ist schlecht, der Sonnenschirm deplatziert. Der NPD-Kreistagsabgeordnete Karsten Schulz und ein paar andere versuchen, ihre Flyer an die Leute zu bringen. Weiterlesen
Die Erinnerung an Silvio Meier in Berlin-Friedrichshain
Steigt man in Berlin am U-Bahnhof Samariterstraße aus der U5, trifft man am westlichen Ausgang auf eine Tafel mit der Aufschrift „Kein Vergeben! Kein Vergessen! Hier wurde Silvio Meier am 21. November 1992 von Faschisten ermordet“. Die Treppen hoch steht man auf der Frankfurter Allee, im durchsanierten Teil Friedrichshains – Anfang der 1990er ein Zentrum der Berliner Hausbesetzerbewegung. Ein paar Meter weiter zweigt die Mainzer Straße ab, im November 1990 Schauplatz eines mehrtägigen massiven Polizeieinsatzes, mit dem die dortigen Häuser gegen den Widerstand der Besetzer geräumt wurden. Heute ist davon nichts mehr zu erkennen. Auf der andere Seite der Frankfurter Allee ging es bis gestern in die Gabelsbergerstraße. Seit gestern ist sie nach Silvio Meier benannt. In einem offiziellen Akt erhielt die Straße ihren neuen Namen und die Schilder der Silvio-Meier-Straße wurden enthüllt. Er ist Teil und Ergebnis eines erinnerungspolitischen Aktivismus, der sei über 20 Jahren anhält. Weiterlesen
Plakate verbotener Neonazi-Organisation in Guben
Zur Zeit tauchen in Guben Plakate einer verbotenen Neonazi-Gruppierung auf. In Schwarz gehalten zeigen sie zum Beispiel eine junge Frau mit weißer Maske, die im Regen steht. Dazu wird auf die Webseite der Kampagne „Werde unsterblich“ verwiesen.
Am 19. Juni 2012 verbot der brandenburgische Innenminister Dietmar Woidke die sogenannte Widerstandsbewegung in Südbrandenburg, ein Netzwerk von Neonazi-Aktivisten, das besonders durch seine Webseite „Spreelichter“, seine Medienproduktionen, seine nächtlichen Fackelmärsche und andere theatralische Aktionen bekannt geworden ist. Dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg liegt eine Klage gegen das Verbot vor, so dass es noch nicht unanfechtbar ist. Weiterlesen
Gedenken an Todesopfer rechter Gewalt in Dresden – Eine Rose für Farid Guendoul
In Dresden fand am 6. April 2013 anlässlich des 22. Todestages von Jorge Gomondai eine Gedenkveranstaltung statt. Dabei wurde auch eine weiße Rose für Farid Guendoul niedergelegt. Weiterlesen
NPD-„Bürgernähe“
Am 23. März versuchte der NPD-Kreisverband Lausitz, mit Infoständen – unter anderem in Guben – aus seinem derzeitigen Aktionstief herauszukommen. Außerdem hatte die Bundespartei ihre Mitglieder zu einem „sozialen Tag“ aufgerufen, der wie eine Art Subbotnik für Neonazis wirkte. Weiterlesen
„Wir haben unsere Verantwortung angenommen“
Es war ein langer Weg für Eberswalde ein würdiges Gedenken an Amadeu Antonio zu finden. 22 Jahre nach dessen Tod ist es der Stadt schließlich gelungen auch die gesellschaftliche Verantwortung für die Folgen dieser rassistischen Tat zu übernehmen. Seit der ersten Stunde unterstützte die Amadeu Antonio Stiftung das Bemühen um eine würdige Erinnerungskultur vor Ort. Weiterlesen