Es gibt Gubenerinnen und Gubener, die an den Tod Farid Guendouls erinnern. Es sind wenige, aber sie treffen sich an jedem 13. Februar am Gedenkstein und legen Blumen nieder – so auch in diesem Jahr.
Kategorie-Archiv: Gedenken
Nach der verlorenen Zeit
Der folgende Beitrag von Alexandra Klei und Daniel Krüger erschien zuerst in der Jungle World vom 14. Februar 2013.
Die Prozessbeobachtungsgruppe Guben begleitete von 1999 bis 2002 das Gerichtsverfahren wegen des rassistischen Angriffs, der in der Politik und den Medien als „Hetzjagd von Guben“ bekannt wurde. Zwei damalige Mitarbeiter des Projekts haben die Kleinstadt an der Neiße besucht. Ein Spaziergang durch Guben. Weiterlesen
Eine sehr deutsche Geschichte
Der folgende Beitrag von Friedrich C. Burschel und Michael Bergmann erschien zuerst in der Jungle World vom 14. Februar 2013.
Farid Guendoul starb 1999 in Guben, als er versuchte, vor Neonazis zu flüchten. 14 Jahre nach der „tödlichen Hetzjagd“ will sich dort kaum jemand an das Opfer rassistischer Gewalt erinnern. Weiterlesen
Ein Stein ist ein Stein ist ein Stein…
Vom Zustand der Erinnerung an Farid Guendoul in Guben
Die Bedeutung von materiellen Erinnerungszeichen, zu denen Denk- und Mahnmale, künstlerische und architektonische Installationen ebenso wie Gedenktafeln gehören, wird häufig in der Aussage gesehen, die sie über den Erinnerungswillen der sie errichtenden Gemeinschaft zum Zeitpunkt ihrer Entstehung machen. Aussagen zum erinnerten Gegenstand, das heißt, dem historischen Ereignis, auf das sie sich beziehen, gelten als nachgeordnet. Wer heute auf den Gedenkort für Farid Guendoul in unmittelbarer Nähe zur Cottbuser Straße – der B320 – aufmerksam wird, kann demnach zuallererst feststellen, dass der Stadt Guben nach dem Tod des algerischen Asylsuchenden Farid Guendoul daran gelegen war, an ihn zu erinnern, im materiellen Sinn des Wortes, ein Zeichen zu setzen. Weiterlesen
2009: Unterwegs in Guben
Die folgende Reportage erschien 2009 zum 10. Jahrestag des Todes von Farid Guendoul. Sie ist ein Zeitdokument zum Gedenken in Guben. Hat sich etwas in den letzten Jahren verändert?
Am 13. Februar 1999 wurde im brandenburgischen Guben der algerische Asylbewerber Farid Guendoul zu Tode gehetzt. Ein Ortstermin zehn Jahre danach.
„Es ist schon recht trist“, sagt der evangelische Pfarrer Michael Domke. Auch wenn man die Fortschritte sehen wolle, seufzt er, „man kriegt doch immer wieder einen Schlag nach dem anderen. Der letzte ist nun, dass der Tagebau Jänschwalde die Stadt einkreisen soll bis in allernächste Nähe.“ Wer an Gubens schäbigem Bahnhof ankommt und sich in der um fast die Hälfte geschrumpften 19 000-Einwohner-Stadt bewegt, kann diese gedrückte Stimmung förmlich spüren. Schnee und strahlender Sonnenschein an diesem Wintertag, aber kaum ein Mensch auf der Straße. „Stadt im Aufbruch“, heißt es auf der offiziellen Internetseite. Weiterlesen
Guben im 15. Jahr nach dem Tod Farid Guendouls
RE:GUBEN. Oder was bisher geschah
In den Morgenstunden des 13. Februars 1999 starb in Guben der 28-jährige algerische Flüchtling Farid Guendoul in einem Hauseingang, nachdem er und seine beiden Freunde – Issaka K. aus Sierra Leone und Khaled B., ebenfalls aus Algerien – von einer Meute rechter Jugendlicher gejagt worden waren. Im Vergleich zu den meisten anderen rassistisch oder rechtsmotivierten Gewalttaten war der Tod von Farid Guendoul über Monate ein Thema in der medialen Öffentlichkeit – mit großer Empathie für das/die Opfer. Kein Verständnis indes fanden die Reaktionen der Stadt und der Region; die handelnden Akteur/innen (Angeklagte, Verteidiger, Staatsanwaltschaft und Richter) in dem 17-monatigen Verfahren vor dem Landgericht Cottbus und das erstinstanzliche Urteil; die andauernden Übergriffe auf Nichtrechte, Ausländer/innen und den kurz nach der Tat bereits gesetzten Gedenkstein im Stadtteil Obersprucke: Das Geschehen blieb bis Ende 2000 medial ungewöhnlich präsent. Derweil schienen es die Einwohner/innen und die politisch Verantwortlichen der Stadt und der nahen Umgebung darauf angelegt zu haben, die allgemeinen Vorurteile über die ostdeutsche Provinz zu bestätigen: eine grundsätzliche Abwehr dem Thema gegenüber, die Weigerung, sich mit den rechtsextremen und rassistischen Potenzialen in der eigenen Bevölkerung zu befassen, eine Verkehrung der Täter-Opfer-Verhältnisse in der Tatnacht, Schuldzuweisungen an die Opfer, die Presse, die Antifa und „Auswärtige“ allgemein, kurzum, eine „Wagenburgmentalität“ machte sich breit, in der alles, was von „außen“ kam, als Angriff auf das eigene Gemeinwesen wahrgenommen und abgewehrt wurde. Weiterlesen