Spuren nach Dortmund – V-Mann Toni S. in Kontakt mit NSU-Terroristen?

veröffentlicht von Redaktion

Nachdem unsere Geschichte des Verfassungsschutz-Informanten Toni S. mit seiner Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe im Jahr 2002 endete, nimmt die WAZ heute die Spur des Brandenburger (Ex-)V-Manns wieder auf und ebenso die des NSU-Terroristen Uwe Mundlos. Beide könnten 2006 in Dortmund vor dem Mord an Mehmet Kubaşık zusammengetroffen sein. S. wäre dem NSU damit weitaus näher gewesen, als seine Kontakte ins sächsische Blood&Honour-Netzwerk bislang nahe legten. Er soll zudem mit Waffen gehandelt haben.

Die Recherche der WAZ stützt sich im Wesentlichen auf Akten der Dortmunder Polizei, in denen Berichte ihres V-Manns „Heidi“ festgehalten sind. Toni S. soll 2003 nach Dortmund gezogen sein. In Vernehmungen gab „Heidi“ laut WAZ an, dass er S. das erste Mal im September 2005 begegnete. Im März 2006 habe der V-Mann berichtet, dass S. versuche, scharfe Waffen aus Tschechien in Dortmund zu verkaufen. Ein Ermittlungsverfahren scheiterte, die Polizei konnte S. nicht weiter verfolgen.

Die WAZ berichtet weiter, dass der V-Mann im November 2011, nach dem Ende der NSU-Gruppe, ein weiteres Mal an die Polizei herangetreten sei. Er habe sich erinnern können, dass sich S. am 1. April 2006 in der Dortmunder Mallinckrodtstraße mit Uwe Mundlos traf. Wenige hundert Meter entfernt wurde am 4. April 2006 der 39-jährige Mehmet Kubaşık Opfer des NSU. Er wurde in dem Kiosk, in dem er arbeitete, erschossen. Das Geschäft in der Nordstadt befand sich in der Nähe des „Deutschen Hofs“, damals ein Treffpunkt der lokalen Neonazi-Szene.

V-Mann „Heidi“ soll 2006 dem Treffen keine Bedeutung beigemessen haben, weil er keinen Zusammenhang zum Mord herstellte. Er habe sich jedoch später an die „markanten Gesichtszüge“ von Mundlos erinnern können. Laut WAZ wollte die Dortmunder Polizei nach der letzten V-Mann-Aussage mit weiteren Ermittlungen den Kontakt von S. und NSU prüfen, was jedoch von der Bundesanwaltschaft unterbunden wurde.

Neben diesen Details zu möglichen Kontakten des NSU nach Dortmund sieht die WAZ außerdem eine Spur, die zurück nach Brandenburg führt. Den Polizeiakten zufolge sei S. nach 2002 regelmäßig in Cottbus gewesen, „wo auch Unterstützer des NSU verkehrten“. Die WAZ schreibt: „Nach Einschätzung aus Sicherheitskreisen könnte Toni S. hier auch Mitglieder der Terrorzelle NSU kennengelernt haben.“

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